Ein Bedruckstoff der besonderen Art
Man bindet sie mit einer Schnur an das Hochzeitsauto. Man angelt sich im Supermarktregal die schönste heraus. Man sammelt in ihr alles, was auf dem Schreibtisch herumfliegt. Sie kann makellos und glänzend sein, aber auch verbeult und verkratzt. Die Rede ist von der Dose - einem Produkt, das man eigentlich so gar nicht bei einem Hersteller von Druckmaschinen vermuten würde.
Doch wenn man alles bedrucken kann, warum denn nicht auch Metall? Es gibt Dosen in unendlich vielen Erscheinungsformen: als Lebensmitteldose für Tomaten und Olivenöl, als Aerosoldose beim täglichen Rasieren, als stabiler Behälter für Lacke, als Keksdose für den Sonntagstisch, als Tabakdose beim Rauchen, als Kinderspielzeug, als Deckel auf dem Marmeladenglas, als Kronkorken auf der Bierflasche oder als Pralinendose in Herzform für die allerliebsten Menschen.
Noch dazu bietet die Dose viele Vorteile: Stahlblech lässt sich vollständig und ohne Qualitätsverlust recyceln, Blechverpackungen schützen vor äußeren Einflüssen wie Feuchtigkeit und Licht und sind stabil und bruchsicher.
Das Blech entsteht ...
Die im Fachjargon als Drei-Teil-Dose bezeichnete Stahlblechdose (bestehend aus Rumpf, Boden und Deckel) - im Gegensatz zur Zwei-Teil-Getränkedose aus Alu, die tiefgezogen wird - findet ihren Anfang im Stahlwerk. Ein Stahlband wird auf die gewünschte Stärke gewalzt, je nach Anwendung zwischen 0,10 und 0,49 mm. Das Band wird zu rechteckigen Tafeln geschnitten. Im Papierbereich würde man vom Großformat sprechen, im Blechdruck hält man es eher mit den nackten Zahlen: maximal 1.200 mm in der Breite und 1.000 mm in der Länge sind möglich. Das Gewicht einer Tafel erreicht so schnell 1,5 kg und mehr.
… dann kommt der Lack …
Die zugeschnittene Blechtafel erhält einen Lacküberzug, entweder als Schutzlack oder als Klar- bzw. Weißlack. Ein Schutzlack für die Doseninnenseite dient als Barriere zwischen Blech und Füllgut. Konservendosen für Tomaten sind beispielsweise innen stets weiß lackiert. Der Klar- bzw. Weißlack dagegen dient als Untergrund für die spätere farbige Bedruckung. Denn im Gegensatz zu Papier ist Metall ja nicht von Natur aus weiß. Ein wichtiges Kriterium ist die Dicke der Lackschicht, um den Lackverbrauch zu minimieren und Kosten zu sparen. Der Lack muss gleichmäßig aufgetragen werden, um spätere Qualitätsprobleme zu vermeiden. Nach dem Lackieren laufen die Tafeln direkt in einen Trockner mit integrierter Abluftreinigung ein, wo sie mit 200° C heißer Luft getrocknet werden.
… und dann der Druck
Erst jetzt werden die Bleche bedruckt und erhalten dadurch ihr endgültiges Erscheinungsbild. Die Anforderungen an die Druckqualität sind hoch, denn die Dose ist ein Verpackungsmittel, bei dem Verbraucher:innen im Supermarkt in Sekundenbruchteilen über den Kauf entscheiden. Die MetalStar- und Mailänder-Druckmaschinen basieren auf den Rapida-Großformat-Anlagen von Koenig & Bauer. Sie unterscheiden sich vom Papierdruck nicht nur durch das harte Material. Trotz der äußerst dünnen Bleche sind die Anforderungen an die Widerstandsfähigkeit der Maschine sehr hoch. Bis zu zwölf Druck- und Lackwerke für Sonderfarben bzw. Lacke kann eine MetalStar 4 haben.
Damit die bedruckten Tafeln nicht verkratzen, werden sie nach dem Druckvorgang mit einer Inline-Lackiermaschine überlackiert. Der Blechdruck tanzt auch deshalb aus der Reihe, weil die Farbe nicht in den Bedruckstoff eindringen kann. Sie bleibt nass auf der Tafeloberfläche. Die Trocknung erfolgt deshalb mit UV-Zwischen- und Endtrocknern oder konventionell mit Heißlufttrocknern. Dazwischen durchlaufen die Tafeln Transportstrecken. Zur Prüfung der Qualität gibt es Probetafelentnahmestationen mit Wiedereinschleusung der Tafel - eine Blechtafel ist schließlich wesentlich teurer als ein einfacher Papierbogen. Zum Schluss werden die bedruckten, lackierten und getrockneten Bleche in speziellen Einrichtungen gestapelt. Auch hier ist der Unterschied zum Papier das Gewicht.
Bis man die fertige Dose in der Hand halten kann, werden die fertigen Tafeln noch geschnitten oder gestanzt, die Zuschnitte zu Zylindern verschweißt (später erkennbar an der Schweißnaht an der Seite) und zuletzt Boden und Deckel durch Umbördeln fest miteinander verbunden. Vorher sollte man aber nicht vergessen, die Dose zu befüllen!