Von der Montagehalle zum Triathlon

Als Paul Weigand 2018 seine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker bei Koenig & Bauer begann, war der Triathlon noch ein Hobby...

Menschen & Berufe
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10 Kilometer Laufen  – Ja, das klingt eigentlich machbar…
40 Kilometer Radfahren – Okay, es soll ja Leute geben, die auch ohne Akku solche Strecken gerne zurücklegen…
1.500 Meter Schwimmen – Das hört sich doch gar nicht so viel an…

Und jetzt alles direkt hintereinander und auf Zeit! Da sind die meisten Menschen dann doch eher raus… Aber nicht geborene Triathleten wie Paul Weigand! Für ihn klingt diese beeindruckende Kilometer-Anzahl ohne die Hilfe des öffentlichen Nahverkehrs nach einem klassischen Samstag. Wie viel Training hinter einer solchen Leistung steckt und wie man den ganzen Sport mit einem Beruf in Schichtarbeit vereinbaren kann, erzählt uns die Sportskanone im Interview.

Als Paul Weigand 2018 seine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker bei Koenig & Bauer begann, war der Triathlon noch ein Hobby. Doch im Laufe der Ausbildung merkte er schnell, dass eine Vollzeitstelle mit seinem straffen Trainingsplan nicht gut vereinbar ist. Also wandte er sich an seinen Vorgesetzten, der ihm für seine spätere Laufbahn in unserem Unternehmen Unterstützung anbot. Mit einem verkürzten Arbeitszeitmodell hat Paul Weigand die Möglichkeit, seiner Leidenschaft weiterhin nachzukommen. Die gewonnenen Stunden sind fest durchgetaktet, denn der Triathlet investiert jede Woche etwa 25 Stunden in sein Training. Die wenigen verbleibenden Stunden sind meist der Regeneration gewidmet. 

All die Disziplin zahlt sich aus: Im Triathlon hat sich Paul Weigand mit seinen starken Leistungen bereits einen Namen gemacht und ist Teil des hessischen U23 Kaders, wo er mit Gleichgesinnten zusammen trainiert und sogar einige Sponsoren für sich gewinnen konnte. Neben der ermöglichten Teilzeit unterstützt Koenig & Bauer den fleißigen Koebauianer ebenfalls als Sponsor und freut sich über jeden Sieg mit ihm. Aber jetzt befragen wir Paul Weigand einmal selbst zu seiner parallelen Karriere:

Wie sind Sie zum Triathlon gekommen?

Paul Weigand: Mit fünf Jahren hat mich meine Tante oft mit zum Schwimmen genommen und Fahrradfahren war schon immer eine große Leidenschaft von mir, deshalb bin ich sehr früh, mit sechs Jahren schon, in den Triathlon-Verein eingetreten. Und da ich von klein auf sehr sportbegeistert war, habe ich meine Wahl nicht weiter hinterfragt. Die Abwechslung ist es auch, die mein Training noch heute nie langweilig werden lässt. 

Eine Menge Motivation muss man auf jeden Fall haben, wenn man in der Woche ca. 25 Stunden mit dem Training verbringt. Wie sieht so ein klassischer Trainingstag aus?

Paul Weigand: Mein Trainingsplan ändert sich jeden Monat, mein Trainer erstellt ihn individuell nach meiner Verfassung oder im Hinblick auf anstehende Wettkämpfe. Aber heute zum Beispiel habe ich am Morgen 25 Minuten Krafttraining gemacht und dann war ich über zwei Stunden Radfahren. Heute Abend werde ich noch 3,5 Kilometer schwimmen. Ich übe also nicht immer alle Disziplinen täglich, sondern wechsle meine Workouts durch.

Ihr Training zahlt sich ganz schön aus! Erst vor ein paar Monaten haben Sie den Residenzlauf gewonnen und 2022 wurden Sie bei Ihrem ersten Triathlon in olympischer Distanz in Erlangen auf Anhieb Sieger. Wie viele Wettkämpfe stehen durchschnittlich in einem Jahr an? 

Paul Weigand: Die wichtigsten Rennen, auf die ich mich am meisten vorbereite, sind drei in der Mitteldistanz, bei der 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und 21,1 Kilometer Laufen angesagt sind. Diese sind aufgrund ihrer Länge besonders herausfordernd. In der Bundesliga nehme ich meistens noch an drei bis vier Wettkämpfen in der Sprintdistanz teil. Die sind auch eine gute Übung, da ihre Distanzen nur die Hälfte der Olympischen sind. Hinzu kommen noch ein paar Vorbereitungsrennen, die ich in mein alltägliches Training mit einbinde. 

Bei so viel Training bleibt wenig Zeit für Freizeit, oder? Wie schaffen Sie es, sich jeden Tag aufs Neue für ein solches Pensum zu motivieren?

Paul Weigand: Ich habe schon sehr wenig Zeit außerhalb des Trainings, das stimmt. Für Ausflüge oder richtigen Urlaub bleiben mir nur die zwei Wochen im Herbst, die sogenannte Off-Season. Sonst versuche ich immer Privates nach Möglichkeit mit dem Training zu verbinden. Da viele meiner Freunde ebenfalls im Kader sind, verabreden wir uns öfter mal für längere Radtouren oder gehen zusammen laufen.

Ist es nicht schwierig, sich immer an seine Trainingsvorsätze zu halten? Gerade in der Jugend?

Paul Weigand: Ja, es war schon manchmal herausfordernd, aber dann dachte ich immer daran, dass ich am nächsten Morgen trotzdem am Beckenrand stehen müsste. Dadurch bin ich gar nicht erst in die Versuchung gekommen, zu lange auf einer Party zu bleiben oder zu viel zu trinken. Außerdem würde es mir insgesamt ja nichts bringen, das Training nicht ernst zu nehmen, dann könnte ich es auch ganz sein lassen. Ich versuche einfach immer mein Bestes zu geben und keine halben Sachen zu machen. 

Was ist Ihr nächstes persönliches Ziel?

Paul Weigand: Das nächste Ziel ist für mich erstmal eine gute Leistung in den nächsten Mitteldistanz-Wettkämpfen und mich dabei optimal vorbereitet zu fühlen. Außerdem würde ich mich gerne beim nächsten San Remo Triathlon verbessern. Die Landschaft dort ist einmalig, deshalb macht der Wettkampf besonders viel Spaß – ich will dieses Jahr gern in die Top 5. Langfristig möchte ich später mal Ironman Triathlons in guter Leistung mitlaufen können. 

Danke für die Einblicke in die Welt eines Profi-Triathleten und weiterhin viel Erfolg!