Die letzte Ruhestätte: Auf dem Gelände des Oberzeller Klosters erinnert das Grab an den berühmten Erfinder und Unternehmer Friedrich Koenig.

Der Erfinder der Druckmaschine und seine öffentliche Würdigung

Mit seiner Erfindung der Schnellpresse hat Friedrich Koenig die Welt des Drucks fundamental verändert und damit ein Stück Mediengeschichte geschrieben. Seine Bedeutung als Buchdrucker, Unternehmer und Erfinder ist bis heute ungebrochen. An vielen seiner Wirkungsstätten wird bis heute an ihn erinnert – mit Denkmälern, Straßen, Bildungsstätten, aber auch in Museen. Kommen Sie mit auf einen kleinen Streifzug.

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Eisleben – Koenigs Geburtsstadt

Nach Martin Luther ist Friedrich Koenig sicher die bekannteste Persönlichkeit der Stadtgeschichte. So verwundert es kaum, dass gleich an mehreren Orten an ihn erinnert wird.

Sein Geburtshaus steht in der Lindenallee 48. Über der Eingangstür des im Vergleich zu vielen Nachbarhäusern eher schmucklosen Gebäudes befindet sich eine Granittafel mit Bronzeinschrift „In diesem Haus wurde geboren am 17. April 1774 Friedrich Koenig / Erfinder der Buchdruckschnellpresse“. 

Bereits vor über 130 Jahren benannte die Stadt eine Straße nach Friedrich Koenig. Halbseitig gesäumt von repräsentativen Wohnhäusern verläuft sie entlang des Stadtgrabens, einem Grüngürtel zwischen Villenviertel und Innenstadt. Anlässlich des 80. Patentjubiläums der Koenigschen Schnellpresse errichtete die Stadt ihrem Sohn im Jahr 1891 ein Denkmal – eine überlebensgroße Bronzebüste auf poliertem Granitpostament mit barockisierenden Voluten. Sie wird von einem schmiedeeisernen Gitter umzäunt. Das Denkmal ist straßenbildprägend oberhalb des Stadtgrabens aufgestellt und trägt die Inschrift „DEM / ERFINDER DER / SCHNELLPRESSE / FRIEDRICH / KOENIG / EINEM SOHNE / EISLEBENS“. Die Büste stammte aus den Händen Fritz Schapers. Der Berliner Bildhauer gehörte zu den bedeutendsten Vertretern seiner Zunft im späten 19. Jahrhundert, er schuf unter anderem das Relief im Giebel des Reichstagsgebäudes. 

Bevor die originale Bronzebüste von Friedrich Koenig im Jahr 1942 demontiert und eingeschmolzen wurde, fertigte man einen Abdruck an. Aus diesem entstand 1952 eine neue Büste im Grauguss, die das Denkmal bis heute krönt. Auch interessant: An der Weihe des Denkmals nahmen Vertreter von Koenig & Bauer teil. Friedrich von Koenig, jüngster Sohn des Unternehmensgründers, soll sich in seiner Rede für die große Ehre, die seinem Vater mit dem Denkmal zuteil wurde, bedankt haben.

Leipzig – Zentrum der Druckkunst

1790 begann Friedrich Koenig seine Buchdruckerlehre in der renommierten Druckerei Breitkopf & Härtel in Leipzig. Damals war noch nicht absehbar, dass seine Erfindungen später einmal die ganze Branche verändern würden. Als jahrhundertelanges Zentrum der Buchdruckkunst und des grafischen Gewerbes ehrte auch die Messestadt den berühmten Erfinder. Zwischen 1898 und 1901 ließ der Deutsche Buchgewerbeverein ein üppiges Neorenaissancegebäude mit Ausstellungsflächen für seine Jahres-Novitäten-Schau, das Deutsche Buchgewerbe-Museum und eine Maschinenausstellung erbauen. Den Mittelpunkt des Hauses bildete die 12 Meter hohe Gutenberghalle, für deren Stirnwand der Leipziger Bildhauer Adolf Lehnert ein drei Meter hohes Standbild von Johannes Gutenberg schuf. Flankiert wurde es von zwei Portraitbüsten – eine von Alois Senefelder, dem Erfinder der Lithografie, und eine von Friedrich Koenig, dem Erfinder der Schnellpresse.  

Das Gebäude fiel Ende 1943 einem Luftangriff größtenteils zum Opfer. Nach dem Wiederaufbau fanden ab 1951 wieder Messen statt, darunter 1954 die damals größte Spezialausstellung des grafischen Gewerbes weltweit. Der Gutenbergsaal blieb allerdings verloren. Heute befinden sich im aufwendig rekonstruierten Gebäudekomplex Wohnungen. 

Ein zweites Denkmal in Leipzig hat unmittelbar mit Koenig & Bauer zu tun und ist bis heute erhalten: Um 1905 entstand auf der damaligen Grenzstraße 21 (heute Ludwig-Erhard-Straße 21) eine Niederlassung des Unternehmens. Die drei hintereinander liegenden Fabrikgebäude mit Fassade aus gelben und grünen Klinkern wurden auch nach 1945 für die Reparatur von Druckmaschinen genutzt – zunächst noch unter dem Namen Koenig & Bauer. Inzwischen sind sie saniert und beherbergen Wohnungen, Büros und Kleingewerbe.

In der korbbogenartigen Durchfahrt des Vorderhauses befindet sich ein Sandsteinportal mit floralem Schmuck. An der Oberseite sind Medaillons mit den Bildnissen der Unternehmensgründer Friedrich Koenig (rechts) und Andreas Bauer (links) angebracht. Ein leeres Feld in der Mitte lässt auf eine Inschrift, wahrscheinlich den Firmennamen, schließen. Das Portal steht unter Denkmalschutz und lässt sich bei einem Rundgang durch das historische grafische Viertel Leipzigs besichtigen.

Suhl – Entstehungsort der hölzernen Presse

Suhl, bekannt für technisch gut ausgerüstete Werkstätten, gehört zu den markanten Lebensstationen von Friedrich Koenig. In der Werkstatt von Wolfgang Kummer baute er ab 1803 die nach der Stadt benannte hölzerne Presse. Teile davon lagerten viele Jahrzehnte in der Herrenstraße in Suhl, wurden allerdings bei Abrissarbeiten vernichtet. Nach seinem England-Aufenthalt und der Gründung der ersten Druckmaschinenfabrik im Jahr 1817 in Oberzell kam Koenig wahrscheinlich häufiger nach Suhl: einerseits um Arbeitskräfte anzuwerben, aber auch, weil Fanny Jacobs, seine spätere Ehefrau, in der Stadt wohnte.

Seit 1993 erinnert in Suhl die zentral gelegene Friedrich-König-Straße (vor seinem England-Aufenthalt noch in dieser Schreibweise) an das Wirken des Technikers und Unternehmensgründers. Ein Legendenschild verrät Fakten zum Namensgeber der Straße. Darüber hinaus trägt seit 2015 das Staatliche Gymnasium in Suhl den Namen von Friedrich König. Schüler:innen und Lehrkräfte haben sich bei der Namensgebung gemeinsam für den Erfinder der Schnellpresse entschieden.

Oberzell und Würzburg – Gründung der Schnellpressenfabrik

Mit der Gründung von Koenig & Bauer im Jahr 1817 hat sich Friedrich Koenig bis heute das wichtigste Denkmal gesetzt. Aus der Fabrik im Kloster Oberzell entwickelte sich einer der führenden Druckmaschinenhersteller weltweit. 

Wer das Unternehmen besucht, erreicht das Stammwerk über die Friedrich-Koenig-Straße. Auf dem weit ausgedehnten Areal erinnern bald wieder zwei Büsten an die Firmengründer Friedrich Koenig und Andreas Bauer. Sie werden derzeit anlässlich des 250. Geburtstags von Friedrich Koenig frisch restauriert.

Auch diese beiden Denkmale haben eine interessante Geschichte: Im Jahr 1823 lieferte Koenig & Bauer die erste Schnellpresse auf dem Kontinent an die Verleger Decker und Spener in Berlin. Georg Jacob Decker der Jüngere war von Friedrich Koenig derart angetan, dass er vom Bildhauer Ludwig Wilhelm Wichmann eine Portraitbüste des Erfinders schaffen ließ. Diese ging später in den Besitz seines Nachfolgers Carl Unger und dessen Bruder Ferdinand über, der sie wiederum seinem Schwiegersohn, dem Verlagsbuchhändler Carl Barthels überließ. Aus Barthels Händen kam die Büste zur Familie Koenig nach Oberzell. Diese ließ durch den Bildhauer Michael Spieß in Rom eine Nachbildung ausführen, die jahrzehntelang den Garten des Klosters Oberzell zierte und danach zusammen mit der Büste Bauers vor dem Verwaltungsgebäude des neuen Werks aufgestellt wurde. 

Daneben ist noch eine Marmorbüste von Friedrich Koenig bekannt, die Alois Mayer im Jahr 1916 schuf. Als Eigentümer wird die Stiftung der Druckmaschinenfabrik Koenig & Bauer, Oberzell bei Würzburg, angegeben. Eine Fotografie dieses Portraits befindet sich in der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig.

Oft reproduziert und mehrmals in Kupferstiche übertragen wurde ein Portraitbild von Friedrich Koenig, das heute an einer Wand im Verwaltungsgebäude hängt. Es wurde vom Würzburger Genre- und Kirchenmaler Peter Geist (1816-1867) geschaffen.

Vor 50 Jahren, anlässlich des 200. Geburtstages von Friedrich Koenig, benannte man außerdem ein neu gegründetes Gymnasium Würzburg nach dem großen Erfinder und Unternehmer. Die Festrede hielt damals Dr. Hans-Bernhard Bolza-Schünemann, langjähriger Vorstandsvorsitzender von Koenig & Bauer und Ur-Ur-Enkel von Friedrich Koenig. Eine Gedenktafel im Eingangsbereich verrät mehr über den berühmten Namenspaten. Nur einen Steinwurf entfernt trägt übrigens seit 2022 eine Grundschule den Namen von Friedrich Koenigs Ehefrau Fanny.

München – Persönlichkeit der bayerischen Geschichte

Ein Portrait von Friedrich Koenig wurde in die Ruhmeshalle, eine Gedenkstätte für Persönlichkeiten der bayerischen Geschichte an der Münchner Theresienwiese, aufgenommen. Es befindet sich in der rechten Seitenwand und ist mit „FRIEDRICH KOENIG / ERFINDER“ betitelt. Der heute fast 80-jährige Münchner Bildhauer Toni Preis schuf die Skulptur. Insgesamt fünf der neueren Büsten stammen aus seiner Werkstatt, darunter die des Malers Carl Spitzweg und der Münchner Schauspielerin Clara Ziegler.

Die Auswahl der in der Ruhmeshalle zu ehrender Personen erfolgt auf Beschluss des Bayerischen Ministerrats nach Votum einer Expertenkommission aus dem Bayerischen Kultusministerium, der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der Bayerischen Schlösserverwaltung, dem Haus der Bayerischen Geschichte, dem Bayerischen Finanzministerium und der Ludwig-Maximilians-Universität. Insgesamt kamen nach 1966 zu den erhaltenen 67 Büsten aus dem 19. Jahrhundert 31 neue hinzu – darunter die von Friedrich Koenig.

Darüber hinaus ist Friedrich Koenig auch in den maßgeblichen Museen der Druck- und Technikgeschichte präsent – so zum Beispiel im Gutenberg-Museum in Mainz, im Deutschen Museum in München oder dem Museo delle Arti della Stampa im italienischen Jesi. Diese Stationen zu bereisen wäre aber Anlass für eine neue Geschichte …