Michael Ulverich, COO Koenig & Bauer (links), im Gespräch mit Dagmar Ringel, Leiterin Unternehmenskommunikation & Marketing (rechts)

Sneak Peek drupa: Modularität

Im Interview mit Michael Ulverich, COO Koenig & Bauer, werfen wir einen Blick auf den Bereich Modularität. Dagmar Ringel, Leiterin der Unternehmenskommunikation, fragt: Wie bestimmt Modularisierung aktuelle Strategien und Maßnahmen? Welche Rolle nimmt das Thema auf der drupa 2024 ein?

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Herr Ulverich, als Chief Operating Officer gehören unter anderem zentrale Punkte wie Prozessoptimierung und Qualitätssicherung in Ihren Aufgabenbereich. Warum ist Modularität ein zentrales Thema für Koenig & Bauer und die gesamte Druckindustrie?

Michael Ulverich: Wenn wir die Produktpositionierung in den Märkten betrachten, gewinnt Individualisierung immer mehr an Bedeutung. Modularität ermöglicht uns dabei ein strukturiertes Variantenmanagement. Wir können schneller auf Marktanforderungen reagieren, wodurch sich die Time-to-Market erheblich verkürzt. Zudem werden Lösungen dadurch skalierbar.

Im Prinzip kann man es sich so vorstellen: Wir haben einen großen Baukasten, aus dem wir – je nach Anforderung unserer Kund:innen – einzelne Bausteine herausnehmen und individuell miteinander kombinieren können. Und genau das ist das große Plus, das uns Modularität bietet. Indem wir unsere Maschinen standardisieren, wird es immer einfacher, sie binnen kurzer Zeit individuell für einzelne Anforderungen zu konfigurieren. Dabei geht es nicht zwingend um ein Gleichteilekonzept – aber es ergibt sich eigentlich automatisch, weil sich die Anwendungsbereiche oft ähneln.

Mit unserer jahrhundertelangen Erfahrung und unserer umfassenden Kompetenz in nahezu allen Märkten haben wir bei Koenig & Bauer alle nötigen Werkzeuge, um die vielseitigen Anforderungen zu bündeln und daraus die individuell besten Lösungen zu gestalten. Bereits erprobte Konzepte und Technologien können in neue Bausteine transferiert werden – und das bedeutet wiederum jedes Mal einen neuen Erkenntnis- und Erfahrungsgewinn, der uns beim nächsten Mal noch schneller agieren lässt. Da unsere Welt in allen Bereichen immer schneller und vernetzter wird, ist jeder Zeitgewinn ein Vorteil und Modularisierung ist dabei ein entscheidender Faktor.

Welche Maßnahmen hat Koenig & Bauer im Bereich Modularität bereits ergriffen? Sind noch weitere geplant?

Michael Ulverich: Eine einheitliche Programmierung aller Maschinen hat für uns in diesem Kontext oberste Priorität. Dadurch können wir die entstehenden Daten optimal nutzen und für neue Geschäftsmodelle ableiten. Ein weiterer Vorteil, der sich daraus für uns und unsere Kund:innen ergibt: Automatisierte Prozesse ermöglichen eine Effizienzsteigerung und sind in Zeiten des Fachkräftemangels ein ganz wichtiger Faktor für Unternehmen.

Bereits vor Jahren haben wir damit begonnen, Cloud-Technologie zu implementieren. In der Druckindustrie fallen enorme Datenmengen an, auf deren Basis wir Analyse-Tools entwickelt haben. Kurzfristig werden wir ein sogenanntes »Large Language Model« auf Basis einer Google-Technologie präsentieren. Dementsprechend können wir mit Stolz sagen, dass wir an der Schnittstelle Digitalisierung / Modularität schon sehr weit voranschreiten konnten. Aber Digitalisierung hat kein Ende – ganz im Gegenteil: Technologien ändern sich rasant, ebenso wie die Anforderungen unserer Kund:innen.

Durch die Zusammenarbeit mit Technologie-Partnern wie Google haben wir die Chance, über den Tellerrand der Druckindustrie hinauszublicken und einen sehr wertvollen Einblick in andere Industriezweige zu erhalten. Auch wenn man hier und da mal um die Ecke denken muss, gibt es doch zahlreiche relevante Informationen, die wir auf unseren Bereich übertragen können. 

Dass sich der Blick nach rechts und links lohnt, hat auch unsere erfolgreiche Einführung von Authentifizierungslösungen gezeigt. Hier sind unsere Bestrebungen zur Modularisierung von enormer Bedeutung. Jedes Produkt hat bestimmte Merkmale auf der Oberfläche, ähnlich wie der menschliche Fingerabdruck oder die Gesichtsbiometrie. Wenn wir diese Merkmale extrahieren und nutzen, eröffnen sich damit ungeahnte Möglichkeiten – etwa ein fälschungssicherer Markenschutz, innovative Lösungen für die Interaktion der Kund:innen mit dem Produkt, nicht-invasive Verfahren für die Lieferkette sowie Artikelverfolgung oder auch die Umsetzung der Vision eines digitalen Produktpasses und neue forensische Authentifizierungsstandards. Die Herausforderung ist, all unsere Maschinen dahingehend zu optimieren, dass jedes Substrat oder Produkt beim Druck gesichert werden kann, ohne das Produktdesign zu verändern oder den Produktionsprozess zu stören. Um hier mit dem uns eigenen Pioniergeist voranzugehen, entwickeln wir zum Beispiel aktuell Lösungen, die mithilfe von Steganographie den sicheren Schutz hochsensibler Druckerzeugnisse und Dokumente gewährleisten.
 

Wenn Sie einen Blick in die Glaskugel werfen, wohin werden die Maßnahmen im Bereich Modularität Ihrer Meinung nach führen?

Michael Ulverich: Wir werden enorm an Flexibilität gewinnen. Modularisierung bedeutet ja in erster Linie Digitalisierung, da der Maschinenaufbau durch eine Art Grundprogrammierung mit verschiedenen Software-Bausteinen auf individuelle Kundenanforderungen angepasst werden kann. Erprobte Programm-Bausteine für Service, Datenanalyse und Schnittstellen – verbunden mit einer KI – eröffnen unseren Kund:innen unendliche Möglichkeiten, um das jeweils passende Tool abzurufen – egal, ob es um Services oder Leistungskomponenten der Maschine geht. Auch eine App-Nutzung ist möglich, um die Bedienbarkeit weiter zu optimieren und flexibel zu gestalten. Wie das alles im Detail aussieht, zeigen wir auf der drupa – gemeinsam mit renommierten Premium-Partnern. Ich hoffe, wir sehen uns in Düsseldorf in Halle 16 an unserem Stand A31.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch in Halle 16 an unserem Stand A31. Interessante Veranstaltungen von und mit Koenig & Bauer finden Sie hier.